"Armut ist nicht Mangel an Charakter,
sondern an Geld." (Rutger Bregman)
Was wir kochen...
Die Idee entstand, nachdem Ana mir den Film gezeigt hat: Das Schweigen des Palastes (hier mit deutschen Untertiteln). Er hat uns beide tief berührt. Fühlten uns verbunden mit vielen...
Die Küche gehört den Frauen. (Männer sind willkommen - haben aber nicht das Sagen 🙂 )
Hier fängt alles an. Wird erzählt, gelacht, geweint... geteilt, berarbeitet und Neues erschaffen.
Etwas entsteht, das uns ernährt und tröstet... bringt Leib und Seele zusammen.
Gefühle
Bei Neugeborenen ist es offensichtlich: Wut klingt anders als Angst. Und wie klingt Trauer?
Wie sieht Freude aus? Neugier, Spaß?
Gefühle sind "Statusmeldungen". Sie gehören immer zu einem Bedürfnis.
"Ich bin frustriert, weil ich endlich zu Potte kommen will!"
"Mir tut das weh. Ich brauche, daß alle gleich behandelt werden!!"
"Bin erleichtert, weil ich mich jetzt sicher fühle."
So können wir sie geradewegs äußern, ohne andere dafür verantwortlich zu machen.
Schon mal ein guter Anfang, nicht wahr? 🤨
Von Natur aus... gleichwürdig
Die Natur macht keine Unterschiede. Jedes Tier, jede Pflanze nimmt was sie benötigt. Und was sie gibt, steht allen frei zur Verfügung.
Das funktioniert seit Urzeiten. Bis heute - ohne Unterbrechung!
Während wir erst mal fragen:
Darf ich das? Ist das erlaubt?
Ist das richtig? Oder falsch?
Gehört der oder die... zu uns?
Bin ich überhaupt zuständig?
Was bringt mir das und was sagen die Nachbarn? 🙂
So kommen wir, klar, nie auf einen grünen Zweig!!
Verurteilen...
"Warum hab ich das nur getan! Wie konnte ich...!!"
Marshall Rosenberg meint, 90% unserer Schmerzen stammen vom Verurteilen.
Uns selbst verzeihen ist ganz leicht: Mir brauchen uns nur zu fragen, was der GUTE GRUND war, aus dem dies oder jenes geschah.
"Ah! Die Tasse ist mir runtergefallen, weil ich in Gedanken mit etwas beschäftigt war, was mich sehr bewegt!"
Das ist schon alles!
War die Erleichterung zu spüren? 🙂
... oder verstehen?
Marshall besuchte in Gefängnissen Inhaftierte die lange Strafen verbüßten und stellte allen dieselbe Frage.:"Was war der gute Grund aus dem du das getan hast, weswegen du jetzt hier bist?" Verblüffung war die Antwort - diese Frage hatte offenbar noch nie jemand gestellt.
"Ich bin sicher", so fuhr er fort "wenn wir herausfinden aus welchem Bedürfnis du gehandelt hast, finden sich andere Wege es zu erfüllen."
Verständnis bedeutet: das Bedürfnis verstehen. Von da aus eröffnen sich zahllose Möglichkeiten...
Hilft auch beim Einigen! 🙂
Prinzip "Unterdrückung"
Das Prinzip Unterdrückung hat unermeßliches Leid verursacht...
...und ist bis heute aktiv an allen Ecken und Enden: in Einkommens-Unterschieden zum Beispiel. Oder in Zerstörung unserer Lebensgrundlagen durch ganz legale Technik! Und auch in unserem Denken: "Ich muß, ich soll, man darf doch nicht..." "Ist nicht so wichtig...." "Stell dich nicht an!"
Unterdrückung bedeutet für die Betroffenen immer: ihre Bedürfnisse werden mißachtet.
Unterschiede
"Du ja. Du nein!" Du darfst, du darfst nicht... aufs Gymnasium/ in den Urlaub fliegen/ in einem eigenen Haus wohnen (mit Garten!!)
Unterdrückung beruht auf "Unterschiede machen".
Irgendwann hat es angefangen. Jemand meinte: ICH bin wichtiger. Und DU mußt mich bedienen!
Solidarität...
...heißt: füreinander eintreten. Da wo wir selbst nicht betroffen sind.
Hinschauen, hingehen und fragen: Wie geht`s dir? Was brauchst du?
Durch Solidarität heben wir das "Unterschiede machen" auf!
Macht einsetzen: zum Schutz oder zur Strafe?
Die Idee beim Bestrafen ist: Wir tun jemandem weh im Glauben daß die Person davon "besser" wird. (Was denkst du: funktioniert das?)
Wenn wir dagegen ein kleines Kind kurzerhand von einer befahrenen Straße holen, setzen wir auch Macht ein. Das Ziel ist dann aber ausschließlich der Schutz.
Ich bin für eine Reform: "Schutz-Recht" statt "Strafrecht"! Dann können wir Leute einsperren, die schlimme Dinge planen. Und wieder frei lassen, wenn wir davon überzeugt sind, daß keine Gefahr mehr besteht. 🙂
Denke, das ist viel effektiver!!
Mitfühlen mit mir selbst
Wenn unsere Gefühle unermeßlich erscheinen, "groß wie ein See"... dann könnten Bedürfnisse aus früher Kindheit betroffen sein, vielleicht sogar aus der Zeit im Bauch. Oft hilft es schon ein bißchen, wenn wir verstehen was wir damals gebraucht hätten und uns selbst damit annehmen: "Ich nehme mich an, wie ich bin, auch mit diesem immensen Verlangen... nach Geborgenheit und Halt."
EMDR
EMDR ist eine Therapieform die vor allem in der Traumatherapie angewendet wird, aber auch z.B. bei chronischen Schmerzen oder nach Schlaganfällen.
Francine Shapiro fand heraus, daß das Verarbeiten von belastenden Erfahrungen leichter geht, wenn gleichzeitig die beiden Hirnhälften abwechselnd angeregt werden (= bilaterale Stimmulation).
Bilaterale Stimmulation erfolgt über die Augen, die Ohren oder über Berührung. (Zum Beispiel sich selbst abwechselnd auf die Oberschenkel klopfen).
Es wird auch im Coaching eingesetzt, vielleicht um eine Entscheidung zu treffen oder die eigenen Fähigkeiten wieder besser zu spüren. Und kann helfen sich selbst zu beruhigen, zu stabilsieren.
Marshall Rosenberg
Marshall Rosenberg wuchs in einem "Problemviertel" auf, in den 1940er Jahren am Stadtrand von Detroit. Er wurde gemobbt und verprügelt - für seinen jüdischen Nachnamen. In dieser Zeit ging die Polizei auch in Marshall`s Viertel mit brutaler Gewalt vor gegen Afroamerikanische Arbeiter, die sich versammelt hatten um für gleiche Grundrechte zu streiten.
Bei Marshall`s Großmutter dagegen waren alle Kinder willkommen.
So erlebte er zwei Welten: die Welt der Gewalt, die zu Verwüstung und Stagnation führt - und die des Friedens, wo es Raum gibt für Austausch, spielen, lachen...
Gewaltfreie Kommunikation
Marshall suchte eine Antwort auf die Frage, wie wir solchen Frieden schaffen können. Und fand schließlich diese:
Aufhören Leute in Schubladen zu stecken, aufhören zu verurteilen... Statt dessen unerschütterlich zu dem stehen, was wir brauchen!
Diesen Weg nannte er "non-violent communication" (wörtlich: verständigen ohne Gewalt zu tun) - ins Deutsche wurde es damals übertragen mit: Gewaltfreie Kommunikation (GFK).
Ich nenne es lieber: gleichwürdig verständigen. Die Bedürfnisse aller sind gleich wichtig.
"Zufrieden sind wir, wenn wir bekommen was wir wirklich brauchen. Und wenn alle zufrieden sind... herrscht Frieden. Oder?" frida
Marshall Rosenberg half Konflikte beilegen und lehrte in vielen Teilen der Erde. Die Zitate von ihm auf meinen Seiten stammen von einem workshop in München (DVD "Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation" Jokers edition, Auditorium Netzwerk 2007).
Hier ist mein Lieblings-Spruch von ihm:
"Wenn mein Bauch voll ist, bin ich vielleicht satt.
Aber mein Bedürfnis nach Nahrung ist nicht erfüllt,
so lange so viele Menschen hungern!"
Mehr-Generationen-Traumata
Der Film "Der Fuchs" hat mich sehr berührt. Er handelt von einem Trauma, das wohl Teil jeder Familiengeschichte ist: Das Trauma der Armut.
Wir sehen jemanden zusammenzucken... und wir zucken zusammen. Wir sehen und hören jemanden sprechen und die gleichen Muskeln werden in uns aktiviert. ( Joachim Bauer: "Warum ich fühle was du fühlst" ) So können auch Traumata von Eltern oder Großeltern an Kinder weiter gegeben werden.
Als mein Vater 5 Jahre alt wurde, geschah der schreckliche Angriff auf Dresden, am 13. Februar 1945. Meine Oma lief danach jeden Tag zu ihrer Arbeitsstelle in Holzschuhen durch die ganze Stadt, vorbei an Toten, durch Trümmer. Sie war es auch, die mir von den jüdischen Familien erzählte, die abgeholt wurden. Daß alle es wußten: Es stand sogar in der Zeitung! Ich konnte ihre Abscheu gegen die Gewalt und ihr Mitgefühl deutlich spüren.
Kann es sein, daß diese unfaßbar grausamen Erfahrungen uns Dresdnerinnen heute noch in den Knochen stecken?
Schuldig fühlen hilft niemandem, sagte Magogodi oaMphela Makhene.
Im Gegenteil: Ich glaub, Schuldgefühle hindern uns daran, hinzuschauen.
Meine Hoffnung: Wenn wir das Beschuldigen sein lassen, muß sich niemand mehr verteidigen. Dann können wir einander vielleicht wirklich sehen, hören... und mitfühlen.