Ho`oponopono
Ho`oponopono ist ein Ritual. Das Wissen darüber wurde uns von der Insel Hawaii geschenkt. Vielleicht gab es so was Ähnliches in vielen Kulturen, denn es erfüllt ein tiefes Bedürfnis, eine wichtige Voraussetzung für Zusamenleben: Vergebung und Neuanfang.
Und da liegt ein altes Mißverständnis. Vergeben bedeutet nicht: ignorieren. Im Gegenteil: Leid wird in vollem Umfang anerkannt, gewürdigt und betrauert. Das ist der erste Schritt:
Es tut mir leid, daß... (hier wird das entstandene Leid genau benannt.)
Im zweiten Schritt wird die Ebene des Verurteilens verlassen. Denn wir wissen, daß Verurteilen nicht hilft.
Wir erkennen auch die guten Gründe an für die Tat: "Alles was Menschen tun, tun sie überall auf der Welt aus dem gleichen Grund: ihre Bedürfnisse zu erfüllen" (Marshall Rosenberg). Indem wir sagen:
Ich verzeihe dir (Oder: Ich verzeih mir. Oder: Bitte verzeih mir.).
Der dritte Schritt bereitet den Boden für die Wandlung. Wir werden gehalten. Wir die wir Leid erfahren haben, wir die wir etwas getan haben das für andere oder uns selbst Leid verursacht hat.
Ich liebe dich (oder: Ich liebe mich)
Und im letzten Schritt danken wir dem heiligen Prinzip des Lebens:
Danke für die Transformation (Entwicklung, Wandlung).
Das Prinzip Unterdrückung
... erinnert mich an eine Pyramide: die Steine unten tragen die größte Last. Nach oben hin wird es leichter und an der Spitze stehen alle Möglichkeiten offen.
Geld ist wie Wasser: es kann nur an einer Stelle zugleich sein. Was hier zu viel ist, fehlt anderswo. 400 Milliarden Privatbesitz... wo mögen die überall fehlen?!
Unterdrückung läuft nach dem Prinzip: Meine Bedürfnisse sind wichtig, deine zählen nicht!
Vorschriften, Verbote, Strafen und Belohnen, Privilegien und Nachteile, Fordern, Drohen und der Drohung Nachdruck verleihen mit Hilfe körperlicher Gewalt... Rauben, Ausschließen, Ausbeuten, Unterschiede machen (Diskriminieren), Stempel und Schubladen... all das gehört dazu.
"Gespräch" von oben nach unten. Einbahnstraße.
Unterdrückung funktioniert nur mit Gewalt. Gewalt aber erzeugt immer neue Gewalt, niemals wirklichen Frieden.
Gewaltfrei Verständigen
Wir Menschen sind lebende Wesen.
Wir brauchen bestimmte Sachen:
- klares Wasser, saubere Luft, natürliches Sonnenlicht!
- Nahrung, Unterkunft, Schutz
- Geborgenheit, Liebe, Wahrheit, Halt...
- selbst bestimmen über unseren Körper und die Beziehungen die wir eingehen!
- gesehen werden - als die guten Wesen die wir im Grunde sind
- Freiheit uns zu äußern, uns zu entwickeln, beizutragen, zu gestalten...
Alles brauchen wir im genauen Maß. Wenn was zu viel ist oder fehlt, bekommen wir prompt eine "Statusmeldung":
Streß, Frust, Schmerz, Trauer oder Wut... Unsere Gefühle in all ihrer Kraft und Schönheit führen uns direkt zu dem betroffenen Bedürfnis.
Genial. Nicht?
So können wir uns anderen auch mitteilen, ohne Vorwürfe zu machen:
Ich bin wütend, weil ich selbst entscheiden will, was ich tue und lasse!
Bist du traurig, weil du dazugehören willst?
Das ist gewaltfreie Kommunikation. Verständigung auf Augenhöhe. Wie die Natur es tut:
Was brauchst du? Was brauche ich? Und wie stellen wir es an, daß alle zufrieden sind?
Marshall Rosenberg
Marshall Rosenberg wuchs in einem "Problemviertel" auf, in den 1940er Jahren am Stadtrand von Detroit. Er wurde gemobbt und verprügelt - für seinen jüdischen Nachnamen. Als Kind mußte er mit ansehen, wie sein "weißer" Nachbar vom Hoftor aus auf Menschen schoß, die auf der Suche nach einem Leben in Würde von den Plantagen zu Fuß in die Stadt kamen. In dieser Zeit setzte die Polizei auch in Marshall`s Viertel brutale Gewalt ein gegen Afroamerikanische Arbeiter, die sich versammelt hatten um für gleiche Grundrechte zu streiten.
Bei Marshall`s Großmutter dagegen waren alle Kinder willkommen.
So erlebte er zwei Welten: die Welt der Gewalt, die zu Verwüstung und Stagnation führt - und die des Friedens, wo es Raum gibt für Austausch, spielen, lachen...
Marshall suchte eine Antwort auf die Frage, wie wir solchen Frieden schaffen können. Und fand sie schließlich: Aufhören zu verurteilen und zu beschuldigen... und statt dessen zu dem stehen, was wir brauchen.
"Alles was Menschen tun, tun sie überall auf der Welt aus dem gleichen Grund: Ihre Bedürfnisse zu erfüllen."
"Bedürfnisse sind nie im Konflikt. Was im Konflikt ist, sind immer nur die Strategien, mit denen wir versuchen, sie uns zu erfüllen."(beides M.R.)
Diesen Weg nannte er "non-violent communication" (wörtlich: verständigen ohne Gewalt zu tun) - ins Deutsche wurde es damals übertragen mit: Gewaltfreie Kommunikation (GFK).
Marshall Rosenberg half Konflikte beilegen und lehrte in vielen Teilen der Erde. Die Zitate von ihm auf meinen Seiten stammen von einem workshop in München (DVD "Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation" Jokers edition, Auditorium Netzwerk 2007).
Trauma
Trauma heißt auf deutsch: Wunde.
Bei einem traumatischen Erlebnis werden die einzelnen Teile der Erfahrung nicht richtig zusammengesetzt. Sie bleiben wie Splitter gespeichert in der Amygdala, im sogenannten "heißen Gedächtnis", dem Alarm-Zentrum unseres Gehirns.
Von dort aus machen sie sich manchmal bemerkbar in Träumen oder in plötzlichen Erinnerungs-Fetzen: heftige Gefühle, Bilder, Worte, Gerüche...
Depressionen, Ängste, Taubheitsgefühle...
körperliche Erkrankungen, Schlaf- oder Eß-Störungen...
Wutanfälle, Süchte (einschließlich "Beziehungs-Sucht")
können Hinweise auf ein Trauma sein.
So wie auch Müdigkeit, Erschöpfung.
Traumatherapie
Ein klarer, sicherer Rahmen. Eine verläßliche Beziehung. Freiwilligkeit. Das sind entscheidende Voraussetzungen dafür, daß eine Therapie gelingt.
Zunächst schauen wir gemeinsam, ob die Klientin über Wege verfügt, wie sie sich im Fall einer Überlastung selbst beruhigen, stabilsieren kann.
Die eigentliche Verarbeitungs-Phase setzt dann einen inneren Prozeß in Gang, in dem die Bruchstücke der Trauma-Erfahrung zusammengesetzt werden. Sie werden "eingewoben", d.h. mit positiven Erlebnissen verbunden und schließlich abgelegt im sogenannten "kalten Gedächtnis".
Gelingt dieser Prozeß, kann die Erinnerung nun in der Regel in Worte gefaßt werden und löst keine heftigen Emotionen mehr aus. Der allgemeine Streß-Pegel nimmt ab.
Diese Darstellung eines typischen Verlaufs einer Trauma-Therapie stellt kein Heilversprechen dar.
EMDR
EMDR ist eine Therapieform die vor allem in der Traumatherapie angewendet wird, aber auch z.B. bei chronischen Schmerzen oder nach Schlaganfällen.
Francine Shapiro fand heraus, daß das Verarbeiten von belastenden Erfahrungen leichter geht, wenn gleichzeitig die beiden Hirnhälften abwechselnd angeregt werden. Z.B. indem Sie einer Bewegung hin und her mit dem Blick folgen. Die Therapeutin ist dabei mitfühlend und unterstützend bei dem, was Sie gerade erinnern.
Das Besondere: Das Verarbeiten ("Einweben") geschieht auf einer vorbewußten Ebene. Sie müssen das Trauma nicht noch mal durchleben. Und behalten trotzdem zu jedem Zeitpunkt die Kontrolle über das Geschehen.
EMDR wird auch im Coaching eingesetzt, z.B. um eine Entscheidung zu treffen oder die eigenen Fähigkeiten wieder besser zu spüren. Und kann helfen sich selbst zu stabilisieren.
Über die therapeutische Beziehung
Therapie ist eine sonderbare Beziehung: Es geht nur um eine von beiden. Auf ihr liegt der Fokus. Die Therapeutin ist an ihrer Seite und auf ihrer Seite. Mit Verständnis und Mitgefühl. Manchmal konfrontierend. Die Klientin kann sich zeigen, sie kann vielleicht etwas Schwieriges, Abgespaltenes... zulassen, fühlen, annehmen und dadurch integrieren. Das braucht einen besonderen Raum. Verlässlichkeit. Schutz.
TherapeutInnen unterliegen der Schweigepflicht. Und einem Abstinenz-Gebot.
Das bedeutet: die Therapeutin gewährleistet, daß sie die Beziehungs-Energie die die Klientin in diesem Vertrauensverhältnis entwickelt, nicht zur Befriedigung eigener Bedürfnisse ausnutzt. Die Klientin darf das Gefühl haben, die Therapeutin zu brauchen. Umgekehrt wird es schwierig! Die Klientin darf die Beziehung jederzeit verlassen. Die Therapeutin nicht.
Es bedeutet nicht , daß die Therapeutin alles erdulden muß, was die Klientin tut. Und auch nicht, daß die Begegnung nicht auch der Therapeutin etwas geben darf.
Hindernisse
"Wenn Leiden einen Sinn haben soll" Der Titel dieses Buches von Dr. Kurt Stettbacher hat mich berührt und stand am Anfang meiner Suche nach Heilung. Aber warum leiden wir manchmal so lange?
Oft ist es Scham, die uns daran hindert, Hilfe zu suchen.
Scham oder Schuldgedanken führen vielleicht dazu daß wir uns verwirrt fühlen, uns zurückziehen oder erstarren. Dann kann es schwer fallen, um Hilfe zu bitten.
Kollektive und Trans-Generationen-Traumata
"Der Fuchs" - Dieser persönliche, feine Film hat mich sehr berührt. Er handelt von einem Trauma, das wohl Teil jeder Familiengeschichte ist: Das Trauma der Armut. Ich empfinde ihn als heilsam. Vielen Dank an alle die ihn gemacht haben!
Wenn wir beobachten wie jemand etwas tut, sind in unserem Gehirn genau die gleichen Zellen aktiv, wie wenn wir es selbst tun. Nur in der anderen Hirn-Hälfte. ( Joachim Bauer: "Warum ich fühle was du fühlst" )
Auf diese Weise lernen wir. Wir sehen und hören jemanden sprechen und die gleichen Muskeln werden in uns aktiviert. Wir sehen jemanden zusammenzucken... und wir zucken zusammen.
So können auch Traumata von Eltern oder Großeltern an Kinder weiter gegeben werden.
Als mein Vater 5 Jahre alt wurde, geschah der Angriff auf Dresden, am 13. Februar 1945. Meine Oma lief danach jeden Tag zu ihrer Arbeitsstelle in Holzschuhen durch die ganze Stadt, vorbei an Toten, durch Trümmer. Sie war es auch, die mir von jüdischen Familien erzählte, die abgeholt wurden. Daß alle es wußten: Es stand sogar in der Zeitung.
Wie viel Leid!
Schuldgefühle helfen niemandem, sagte Magogodi oaMphela Makhene.
Aber hinschauen, anerkennen und betrauern, was geschehen ist. Das können wir alle tun.
Dir und deinen Eltern, Großeltern...
Mir und meinen Ahninnen...
Und fragen: Was brauchen wir beide... jetzt?"
Zitat: "Here's one of the most important things that I think anybody who's listening and who does feel an element of that shame or that guilt needs to understand. I don't know a single Black person or brown person or Native American, I don't know anybody who has ever asked for your shame or for your guilt. That is not the work of dismantling white supremacy. It is not."
Übersetzung: "Hier ist eine der wichtigsten Sachen, von der ich denke, alle, die zuhören und etwas von dieser Scham oder jener Schuld empfinden, sollten das begreifen. Ich kenne keine einzige Schwarze Person oder braune oder Ur-Amerikanische, ich kenne niemanden der je Schuld oder Scham von euch gefordert hätte. Das ist nicht der Weg der zum Ablegen weißer Überheblichkeit führt. Das ist es nicht."
Magogodi oaMphela Makhene
(im Interview mit Dr. Angel Acosta: "Ancestral Resiliency as a Blueprint for Dismantling White Supremacy" auf dem Collective Trauma Summit 2022, mit freundlicher Erlaubnis von Inner Science LLC.)