Bedürfnisse und Gefühle
Gehalten werden, Geborgenheit, Liebe und Bewunderung
Gesehen und gehört, ernst genommen werden
Selbstbestimmen! über den eigenen Körper zum Beispiel!
Raum und Zeit uns zu entwickeln
Nahrung
Erholung, Ruhe, Schlaf
Schutz vor Verletzungen aller Art
Gemeinschaft, Begeisterung, Sinn!
Freude, Spiel und Spaß...
Bedürfnisse sind das, was wir zum Leben brauchen. Wenn alles stimmt, sind wir zufrieden. Und wenn was fehlt? Bekommen wir prompt eine Statusmeldung:
Unruhe, Streß, Frust... Ekel, Hilflosigkeit, Wut...
Genial, nicht? 🙂
So können wir uns anderen auch frei mitteilen, ohne Vorwürfe zu machen:
Ich bin wütend, weil ich selbst entscheiden will, was ich tue und lasse!
Bist du traurig, weil du dazugehören willst?
Marshall Rosenberg und GFK
Marshall Rosenberg wuchs in einem "Problemviertel" auf, in den 1940er Jahren am Stadtrand von Detroit. Er wurde gemobbt und verprügelt - für seinen jüdischen Nachnamen. Als Kind mußte er mit ansehen, wie sein Nachbar vom Hoftor aus auf Leute schoß, die auf der Suche nach menschenwürdigen Lebensbedingungen von den Plantagen zu Fuß in die Stadt kamen und deren Haut einen anderen Ton hatte als seine. In dieser Zeit setzte die Polizei auch in Marshall`s Viertel brutale Gewalt ein gegen Schwarze Arbeiter, die sich versammelt hatten um für gleiche Grundrechte zu streiten.
Bei Marshall`s Großmutter dagegen waren alle Kinder willkommen.
So erlebte er zwei Welten: die Welt der Gewalt, die zu Verwüstung und Stagnation führt - und die des Friedens, wo es Raum gibt für Austausch, lachen, spielen...
Marshall suchte und fand schließlich eine Antwort auf die Frage, wie wir wirklichen Frieden schaffen können:
Indem wir aufhören zu verurteilen und statt dessen zu dem stehen, was wir brauchen.
"Alles was Menschen tun, tun sie überall auf der Welt aus dem gleichen Grund: Ihre Bedürfnisse zu erfüllen" (M.R.)
Diesen Weg nannte er "non-violent communication" (wörtlich: verständigen ohne Gewalt zu tun) - ins Deutsche wurde es damals übertragen mit: Gewaltfreie Kommunikation (GFK).
Marshall Rosenberg half Konflikte beilegen und hielt workshops in allen Teilen der Erde. Die Zitate von ihm auf meinen Seiten stammen von einem workshop in München (DVD "Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation" Jokers edition, Auditorium Netzwerk 2007).
Trauma
Die Katastrophe ist vorbei. Was noch da ist, sind nur Erinnerungen. Und Flucht- oder Kampf-Impulse, die nicht zum Ausdruck kamen im Moment der Gefahr. Gefühle wie Panik, Ohnmacht, Schmerz, Wut, Haß, Trauer ... sinnvolle Reaktionen auf unfaßbare Ereignisse.
Trauma heißt auf deutsch: Wunde. Bei einem traumatischen Erlebnis werden die einzelnen Teile der Erfahrung nicht richtig zusammengesetzt. Sie bleiben als Splitter gespeichert in der Amygdala, im sogenannten "heißen Gedächtnis", dem Alarm-Zentrum unseres Hirns. Von dort aus machen sie sich bemerkbar in Träumen oder in Intrusionen (das sind plötzlich einschießende heftige Bilder, Worte, Gerüche...).
Auch Depressionen, Ängste, Taubheitsgefühle, körperliche Erkrankungen, Schlaf- oder Eß-Störungen, Wutanfälle, Süchte (einschließlich "Beziehungs-Sucht") können Hinweise auf ein Trauma sein. So wie Müdigkeit, Erschöpfung.
Traumatherapie
Ein klarer, sicherer Rahmen. Eine verläßliche Beziehung. Freiwilligkeit. Das sind entscheidende Voraussetzungen für das Gelingen einer Therapie.
Zunächst wird die Klientin dabei unterstützt Techniken zu lernen, mit denen sie sich im Fall einer Überlastung selbst beruhigen, erden, stabilsieren kann. Die eigentliche Verarbeitungs-Phase setzt dann den Prozeß in Gang, in dem die Bruchstücke der traumatisierenden Erfahrung zusammengesetzt werden. Sie werden "eingewoben", d.h. mit guten Erlebnissen verbunden und schließlich abgelegt im sogenannten "kalten Gedächtnis". Gelingt dieser Prozeß kann die Erfahrung nun in der Regel in Worte gefaßt werden und löst keine heftigen Emotionen mehr aus. Der allgemeine Streß-Pegel nimmt ab.
Diese Darstellung eines typischen Verlaufs einer Trauma-Therapie stellt kein Heilversprechen dar.
EMDR
...wirkt über das abwechselnd Anregen der beiden Hirnhälften. Das geschieht entweder über die Augen, in dem Sie z.B. der Bewegung eines Fingers folgen, oder akustisch (durch Töne im Wechsel auf beide Ohren). Oder Sie werden angeleitet, sich selbst zu "tappen", z.B. Klappen auf die Oberschenkel oder über Kreuz auf die Schultern.
Francine Shapiro fand heraus, daß das bilaterale Stimulieren beruhigt und beim Verarbeiten hilft.
(Schaukeln oder von einem Bein auf`s andere treten... so was tun wir manchmal spontan, wenn wir uns traurig oder verlassen fühlen, nicht wahr?)
Dieses natürliche Hilfsmittel wird ergänzt durch die Begleitung, bei der die Therapeutin mitfühlend und unterstützend bei dem ist, was Sie gerade erinnern.
EMDR wird auch im Coaching eingesetzt, z.B. um eine Entscheidung zu treffen oder die eigenen Fähigkeiten wieder besser zu spüren, sowie in der Schmerz-Therapie.
Über die therapeutische Beziehung
Therapie ist eine sonderbare Beziehung: Es geht nur um eine von beiden. Auf ihr liegt der Fokus. Die Therapeutin ist an ihrer Seite und auf ihrer Seite. Mit Verständnis und Mitgefühl. Manchmal konfrontierend. Die Klientin kann sich zeigen, sie kann vielleicht etwas Schwieriges, Abgespaltenes... zulassen, fühlen, annehmen und dadurch integrieren. Das braucht einen besonderen Raum. Verlässlichkeit. Schutz.
TherapeutInnen unterliegen der Schweigepflicht. Und einem Abstinenz-Gebot.
Das bedeutet: die Therapeutin gewährleistet, daß sie die Beziehungs-Energie die die Klientin in diesem Vertrauensverhältnis entwickelt, nicht zur Befriedigung eigener Bedürfnisse ausnutzt. Die Klientin darf das Gefühl haben, die Therapeutin zu brauchen. Umgekehrt wird es schwierig! Die Klientin darf die Beziehung jederzeit verlassen. Die Therapeutin nicht.
Es bedeutet nicht , daß die Therapeutin alles erdulden muß, was die Klientin tut. Und auch nicht, daß die Begegnung nicht auch der Therapeutin etwas geben darf.
Hindernisse
"Wenn Leiden einen Sinn haben soll" (Dr. Kurt Stettbacher) - Der Titel dieses Buches hat mich berührt und stand am Anfang meiner Suche nach Heilung.
Aber warum leiden wir manchmal so lange?
Oft ist es Scham, die uns daran hindert, Hilfe zu suchen.
Scham hat die Natur eingerichtet, damit das Zusammenleben in einer Gemeinschaft gelingt. Von Natur aus schämen wir uns, wenn wir etwas tun "was man nicht tut" oder wenn jemand mit dem Finger auf uns zeigt.
Scham führt vielleicht dazu daß wir uns verwirrt fühlen, uns zurückziehen oder erstarren. Dann kann es schwer fallen, um Hilfe zu bitten.
Kollektive und Trans-Generationen-Traumata
Wenn wir beobachten wie jemand etwas tut, sind in unserem Gehirn genau die gleichen Zellen aktiv, wie wenn wir es selbst tun. Nur in der anderen Hirn-Hälfte. ( Joachim Bauer: "Warum ich fühle was du fühlst" )
Auf diese Weise lernen wir. Wir sehen und hören jemanden sprechen und die gleichen Muskeln werden in uns aktiviert. Wir sehen jemanden zusammenzucken... und wir zucken zusammen.
So können auch Traumata von Eltern oder Großeltern an Kinder weiter gegeben werden.
Als mein Vater 5 Jahre alt wurde, geschah der Angriff auf Dresden, am 13. Februar 1945. Meine Oma lief danach jeden Tag zu ihrer Arbeitsstelle zu Fuß durch die ganze Stadt, vorbei an Toten, durch Trümmer. Sie war es auch, die mir erzählte: Alle wußten es, als die Juden abgeholt wurden. Es stand sogar in der Zeitung!
Wenn ich Menschen begegne, die aus Dresden stammen, empfinde ich manchmal etwas Gemeinsames, eine Resonanz. Es fühlt sich irgendwie schwer an. Ob die Erfahrungen dieser Zeit - Bombardierung, Willkür, Grausamkeit, Hunger, Elend, Hilflosigkeit... uns noch heute in den Knochen stecken?
Hier spricht Thomas Hübl über Transgenerationelle Traumata und wie wir beginnen können, ihrer gewahr zu werden.