Von Natur aus... gleichwürdig
Armut ist nicht Mangel an Charakter,
sondern an Geld. (Rutger Bregman)
Die Natur macht keine Unterschiede. Jedes Tier, jede Pflanze nimmt was sie benötigt. Und was sie gibt, steht allen zur Verfügung.
Sinnvoll, ökonomisch, wunderschön, elegant... Funktioniert seit Urzeiten, ohne Unterbrechung!
Während wir... erst mal fragen: Darf ich das? Ist das erlaubt? Ist das richtig? Oder falsch? Gehört die... zu uns? Bin ich überhaupt zuständig? Und was sagen die Nachbarn?
(Seufz)
So kommen wir, klar, nie auf einen grünen Zweig!
Wo sind wir nur falsch abgebogen? Was genau tun Menschen anders?
Unterdrückung
"Diskriminierung heißt: Unterschiede machen"
(Dana aus Rumänien)
Irgendwann hat es angefangen. Jemand meinte: ICH bin wichtiger. Und du mußt mich bedienen!
Das Prinzip Unterdrückung hat unermeßliches Leid verursacht, produziert leblose Wüsten...
...und ist bis heute aktiv an allen Ecken und Enden: in der Schule, in Bürokratie, im Umgang mit anderen und mit uns selbst...
Unterdrückung bedeutet für die Betroffenen immer, ihre Bedürfnisse werden mißachtet.
Marshall Rosenberg
Marshall Rosenberg wuchs in einem "Problemviertel" auf, in den 1940er Jahren am Stadtrand von Detroit. Er wurde gemobbt und verprügelt - für seinen jüdischen Nachnamen. In dieser Zeit ging die Polizei auch in Marshall`s Viertel mit brutaler Gewalt vor gegen Afroamerikanische Arbeiter, die sich versammelt hatten um für gleiche Grundrechte zu streiten.
Bei Marshall`s Großmutter dagegen waren ALLE Kinder willkommen.
So erlebte er zwei Welten: die Welt der Gewalt, die zu Verwüstung und Stagnation führt - und die des Friedens, wo es Raum gibt für Austausch, spielen, lachen...
Gewaltfreie Kommunikation
Marshall suchte eine Antwort auf die Frage, wie wir solchen Frieden schaffen können. Und fand schließlich diese:
Aufhören Leute in Schubladen zu stecken... Statt dessen unerschütterlich zu dem stehen, was wir brauchen!
Diesen Weg nannte er "non-violent communication" (wörtlich: verständigen ohne Gewalt zu tun) - ins Deutsche wurde es damals übertragen mit: Gewaltfreie Kommunikation (GFK).
Ich nenne es lieber: gleichwürdig verständigen. Die Bedürfnisse aller sind gleich wichtig.
"Zufrieden sind wir, wenn wir bekommen was wir wirklich brauchen. Und wenn alle zufrieden sind... herrscht Frieden. Oder?" frida
Marshall Rosenberg half Konflikte beilegen und lehrte in vielen Teilen der Erde. Die Zitate von ihm auf meinen Seiten stammen von einem workshop in München (DVD "Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation" Jokers edition, Auditorium Netzwerk 2007).
Hier ist mein Lieblings-Zitat von ihm:
"Wenn mein Bauch voll ist, bin ich vielleicht satt.
Aber mein Bedürfnis nach Nahrung ist nicht erfüllt,
so lange so viele Menschen hungern!"
Mitfühlen mit mir selbst
Wenn unsere Gefühle unermeßlich erscheinen, "groß wie ein See"... dann könnten Bedürfnisse aus früher Kindheit betroffen sein, vielleicht sogar aus der Zeit im Bauch. Oft hilft es schon ein bißchen, wenn wir verstehen was wir damals gebraucht hätten und uns selbst damit annehmen: "Ich nehme mich an, wie ich bin, auch mit diesem immensen Verlangen... nach Geborgenheit und Halt."
EMDR
EMDR ist eine Therapieform die vor allem in der Traumatherapie angewendet wird, aber auch z.B. bei chronischen Schmerzen oder nach Schlaganfällen.
Francine Shapiro fand heraus, daß das Verarbeiten von belastenden Erfahrungen leichter geht, wenn gleichzeitig die beiden Hirnhälften abwechselnd angeregt werden (= bilaterale Stimmulation).
Bilaterale Stimmulation erfolgt über die Augen, die Ohren oder über Berührung. (Zum Beispiel sich selbst abwechselnd auf die Oberschenkel klopfen).
Es wird auch im Coaching eingesetzt, vielleicht um eine Entscheidung zu treffen oder die eigenen Fähigkeiten wieder besser zu spüren. Und kann helfen sich selbst zu beruhigen, zu stabilsieren.
Mehr-Generationen-Traumata
Der Film "Der Fuchs" hat mich sehr berührt. Er handelt von einem Trauma, das wohl Teil jeder Familiengeschichte ist: Das Trauma der Armut.
Wir sehen jemanden zusammenzucken... und wir zucken zusammen. Wir sehen und hören jemanden sprechen und die gleichen Muskeln werden in uns aktiviert. ( Joachim Bauer: "Warum ich fühle was du fühlst" ) So können auch Traumata von Eltern oder Großeltern an Kinder weiter gegeben werden.
Als mein Vater 5 Jahre alt wurde, geschah der schreckliche Angriff auf Dresden, am 13. Februar 1945. Meine Oma lief danach jeden Tag zu ihrer Arbeitsstelle in Holzschuhen durch die ganze Stadt, vorbei an Toten, durch Trümmer. Sie war es auch, die mir von den jüdischen Familien erzählte, die abgeholt wurden. Daß alle es wußten: Es stand sogar in der Zeitung! Ich konnte ihre Abscheu gegen die Gewalt und ihr Mitgefühl deutlich spüren.
Kann es sein, daß diese unfaßbar grausamen Erfahrungen uns Dresdnerinnen heute noch in den Knochen stecken?
Schuldig fühlen hilft niemandem, sagte Magogodi oaMphela Makhene.
Schuldgefühle hindern uns oft daran, hin zu schauen und aufrichtig zu betrauern, was geschehen ist.
Meine Hoffnung: Wenn wir das Beschuldigen sein lassen, muß sich niemand mehr verteidigen. Dann können wir einander vielleicht wirklich sehen, hören, verstehen... ?